Ich wollte perfekt sein“ – Ehemaliges Model spricht mit Achtklässlern über Essstörungen und Schönheitsdruck
Hockenheim, 29.04.2025
Präventionsveranstaltung mit Kera Rachel Cook am Carl Friedrich Gauß Gymnasium
Am Montag, den 28. April, wurde es still in der Aula des Carl Friedrich Gauß Gymnasiums – und das lag nicht daran, dass jemand etwas verbot. Es war die besondere Mischung aus Ehrlichkeit, Betroffenheit und Mut, mit der Kera Rachel Cook von ihrer Vergangenheit erzählte. Die ehemalige Mode- und Laufstegschönheit war im Rahmen des Präventionsprogramms an die Schule gekommen, um mit den achten Klassen über ein Thema zu sprechen, das aktueller ist denn je: Süchte – insbesondere Essstörungen.
In ihrem 90-minütigen Vortrag nahm sie die Schülerinnen und Schüler mit auf eine sehr persönliche Reise. Offen sprach sie über ihren eigenen Weg in die Magersucht, ausgelöst durch den Wunsch, ein erfolgreiches Model zu werden. „Ich dachte, wenn ich dünn genug bin, werde ich glücklich. Aber das Gegenteil war der Fall“, erzählte sie.
Kera Rachel Cook erklärte den Jugendlichen verständlich und eindringlich die Unterschiede zwischen Magersucht, Bulimie und Binge Eating – einer Essstörung, bei der es zu unkontrollierten Essanfällen kommt. Besonders aufmerksam wurde es, als sie auf ein oft übersehenes Phänomen zu sprechen kam: die sogenannte Muskelsucht, die vor allem junge Männer betrifft und sich durch übertriebenes Krafttraining und einen krankhaften Drang nach Muskelzuwachs äußert.
Ein zentrales Thema ihres Vortrags war auch der Druck, der durch soziale Medien entsteht. Cook zeigte auf, wie Plattformen wie Instagram oder TikTok unrealistische Schönheitsideale vermitteln und damit das Selbstbild junger Menschen massiv beeinflussen können – sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen. Sie sprach offen über die verzerrten Frauen- und Männerbilder, die dort ständig reproduziert werden, und ermutigte die Jugendlichen, kritisch mit dem umzugehen, was sie online sehen.
Was die Veranstaltung besonders machte, war die emotionale Nähe zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler. Es ging nicht nur um medizinische Fakten, sondern um Gefühle, Vergleiche, Likes – und die gefährliche Suche nach dem „perfekten“ Körperbild. Dabei betonte Cook mehrfach: „Echte Stärke bedeutet nicht, alles alleine durchzuhalten – sondern sich Hilfe zu holen, wenn man sie braucht.“
Die Jugendlichen hörten aufmerksam zu, stellten kluge Fragen – und verließen den Raum mit vielen Denkanstößen.
Die Veranstaltung ist Teil des laufenden Präventionsprogramms stark.stärker.wir am Carl Friedrich Gauß Gymnasium, das Jugendliche für seelische und körperliche Gesundheit sensibilisieren soll. Finanziert wurde der Vortrag vom Elternbeirat und dem Förderverein.
Text: J.Breiter
Fotos: D.Petri, J. Breiter