Wie das Hockenheimer Gauß-Gymnasium KI im Schulalltag nutzt
Hockenheim, 02.12.2025
Das Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium integriert Künstliche Intelligenz im Unterricht und bei seiner Planung. Hockenheim ist damit ein Vorreiter beim Thema Digitalisierung
Künstliche Intelligenz (KI) wird immer wichtiger und beeinflusst den Alltag zunehmend. Vor allem jüngere Generationen, die mit Technik aufgewachsen sind, nehmen digitale Assistenten gerne zu Hilfe. Dadurch ist KI auch an Schulen ein wichtiger Punkt – allerdings nicht nur für die Schüler. Das Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium in Hockenheim ist ein Vorreiter für den Einsatz der Technik im Schulalltag.
Das Gymnasium verwendet eine privat angeschaffte Schul-KI namens „fobizz“ und alle Schüler sind ab Klassenstufe neun mit einem eigenen Tablet ausgestattet. Schulleiterin Anja Kaiser zufolge finden das 90 Prozent sehr gut. Im Unterricht lernen die Jugendlichen, wie sie die zur Verfügung stehenden Programme richtig anwenden.
Das Gauß-Gymnasium verwendet seit drei Jahren Tablets im Unterricht, was zunächst ab der Klassenstufe acht eingeführt wurde. Allerdings gelten ab diesem Schuljahr andere Regeln und die Schüler bekommen erst ab der neunten Klasse ein eigenes Tablet. Diese Entscheidung sei gemeinsam mit den Lernenden getroffen worden, erklärt Rektorin Kaiser. Jüngere Kinder, die in den Anfängen der Pubertät sind, würden sich leichter ablenken lassen und seien noch mitten im Entwicklungsprozess.
Da die Klassen am Gauß-Gymnasium in Stufe acht neu zugeteilt werden, seien soziale Faktoren wichtiger. Zu viele Veränderungen und Neuerungen im eigenen Schulalltag würden die Jugendlichen überfordern und die Entscheidung, Tablets erst später einzusetzen, sei auch zum Schutz der Schüler getroffen worden, sagt Jana Breiter. Die Lehrerin für Biologie, Gemeinschaftskunde und Wirtschaft befürwortet die Art, wie die Schule KI einsetzt.
Am Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium überwiegen die Nutzungsvorteile der Künstlichen Intelligenz
Sie nutze die digitale Assistenz gerne bei der Planung ihrer Unterrichtsstunden und für das Schreiben von Elternbriefen – natürlich datenschutzkonform und ohne Angabe von Namen der Schüler und der Schule. „Unsere KI funktioniert da echt super und ich spare Zeit, die ich dann für andere Aufgaben habe“, sagt Breiter. Ein Teil ihrer Unterrichtszeit nutze sie auch dafür, mit ihren Schülern über das Thema KI zu sprechen und den richtigen Umgang damit zu erklären.
Allerdings nehme sie auch selbst Hilfe und Tipps von ihren Schülern an, die sich mit manchen Funktionen besser auskennen. Im Seminarkurs „Soziale Kompetenz“ vermitteln die Lehrkräfte unter anderem, wie man richtig promptet, ergänzt Kaiser. Ein Prompt ist die Anfrage oder der Befehl, den man der KI gibt, um eine gewünschte Antwort zu erhalten.
Am Gauß würden zwar die Vorteile der KI deutlich überwiegen, allerdings gehen mit der Digitalität auch Nachteile und Gefahren einher. Viele Schüler nutzen digitale Assistenten für Hausaufgaben und andere Abgaben. Dadurch haben die Lehrkräfte Probleme bei der Bewertung. Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz mache es schwer, die Eigenleistung der Schüler zu erkennen, erläutert Kaiser. Die Vorgaben des Kultusministeriums zum Umgang und der Bewertung von Aufgaben, die mit KI gelöst wurden, seien nicht auf dem aktuellen Stand und müssten angepasst werden, erklärt sie.
Jana Breiter fügt hinzu, dass die Lehrkräfte Aufgaben und Fragestellungen umformulieren. Die Schüler müssten beispielsweise erklären, wie sie bei der Nutzung Künstlicher Intelligenz vorgehen und offenlegen, wie sie Prompts formulieren. Die Gemeinschaftskundelehrerin sei außerdem dazu übergegangen, dass ihre Schüler Praktikumsberichte im Computerraum schreiben und nicht zu Hause – so kann sie sicherstellen, dass die Schüler ihre Berichte selbst schreiben.
Stadt Hockenheim investiert in die Verwendung Künstlicher Intelligenz an Schulen
Da die Eltern selbst entscheiden dürfen, ob sie ihrem Kind das Tablet kaufen oder dieses nur bei der Schule leihen, verwenden es viele Jugendliche auch für private Zwecke. Damit das nicht den Unterricht stört und für Ablenkung sorgt, ist auf allen Geräten eine Überwachungsapp installiert. Die Lehrkräfte sehen ganz genau, wie viel Zeit die Schüler in einer Unterrichtsstunde auf welcher App verbringen.
Zudem werden private Apps, wie beispielsweise soziale Medien, automatisch während der Unterrichtszeit gesperrt, erklärt Peter Hartmann. Er ist Angestellter der Stadt Hockenheim und zentraler Service-IT Koordinator für die Schulen. Hockenheim habe drei IT-Koordinatoren, die für städtische Einrichtungen verantwortlich seien und zusätzlich zwei Mitarbeiter, die ausschließlich die Schulen betreuen, erläutert Bürgermeister Matthias Beck.
Zusätzlich statte man die Lehrkräfte mit Geräten aus, was eigentlich Aufgabe des Kultusministeriums sei. Für die Handhabung mit dem Umgang der Künstlichen Intelligenz sei die Stadt sogar in Stuttgart erwähnt und gelobt worden, ergänzt Anja Kaiser.
Eine Aufgabe der Schule ist es, Kinder vor Gefahren zu schützen. Deswegen bringt das Gauß-Gymnasium den Kindern in Zusammenarbeit mit der Polizei bei, Deepfakes zu erkennen. Deepfakes sind Bilder, Videos oder Audiodateien, die mithilfe künstlicher Intelligenz bearbeitet oder generiert werden. Außerdem herrscht für alle Klassen ein absolutes Handyverbot – davon sind nur die Oberstufenschüler in ihrem eigenen Raum ausgeschlossen. Durch die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums steht das einstündige Fach „Medienbildung“ auf dem Stundenplan. Die Unterrichtsstunde ist dazu da, Schüler für den Umgang mit sozialen Medien zu sensibilisieren.
Gauß-Schüler möchten einen schuleigenen Lernroboter bauen
In niedrigeren Klassenstufen wird KI nur ab und zu eingesetzt. Dazu stehen im Gebäude fünfmal 30 Tablets frei zur Verfügung. Der Einsatz von digitalen Assistenten bietet sich nicht für alle Fächer und Themen an und Lehrkräfte handhaben die Nutzung unterschiedlich. „Natürlich ist eine gesunde Mischung von Tablets und analogem Unterricht wichtig“, findet die Rektorin. Das Kollegium sei dazu bereit, sich auf die Verwendung von KI einzulassen. „Es ist wichtig, dass Technik und Pädagogik Hand in Hand gehen“, ergänzt Jana Breiter.
Der nächste Einsatz von Künstlicher Intelligenz am Gauß-Gymnasium soll ein schuleigener Lernroboter werden, den die Robotik-AG im nächsten Jahr bauen möchte. Dieser soll, ähnlich wie Roboter, die bereits in manchen Restaurants zum Servieren von Essen eingesetzt werden, im Schulhaus herumfahren und die Schüler dabei unterstützen, bestimmte Fragen zu beantworten.
Text: Melanie Wernz, Schwetzinger Zeitung
Foto: Schwetzinger Zeitung






